Unser Weg zum Wunschkind // #5 Marley & Maxime

30 . Oktober 2018

Hier ist nun der letzte Teil (oder vielleicht auch nicht) unserer Wunschkind-Geschichte. Und es ist der Teil, wegen dem ich lange überlegt habe, ob ich überhaupt darüber schreiben soll. Es ist ein sehr persönlicher Bericht und für mich mein wahrscheinlich emotionalster Blogbeitrag, den ich bisher geschrieben habe.

Aber beginnen wir von vorne. 🙂

positiver Schwangerschaftstest
positiver Schwangerschaftstest

Da war er nun endlich, der positive Schwangerschaftstest. Wir konnten es kaum glauben und konnten es auch nicht für uns behalten. Bzw. ich konnte es nicht. 😉 Ich hätte es am Liebsten der ganzen Welt erzählt und musste mich da etwas von Christian bremsen lassen. Aber die Familie und die engsten Freunde weihten wir sofort ein. Die Reaktionen gingen von großer Freude und Freudentränen, bis hin zu Warnungen, dass wir erstmal warten sollten, ob es überhaupt hält.

Ob es überhaupt hält?? Was ist das für eine Option?? Wir sind nicht den weiten Weg gegangen, um unser Wunschkind wieder gehen zu lassen. Die Option gab es für uns einfach nicht und ich verschwendete keinen Gedanken daran, dass ca. 30% aller Schwangerschaften nicht zu einer Geburt mit einem lebendem Baby führen. Darüber sollte wirklich keine werdende Mutter nachdenken!

Wir konnten unser Glück kaum fassen!

Schon eine Woche nach unserem Bluttest in der Klinik, hatten wir bei Prof. Strowitzki unseren ersten Ultraschalltermin. Ich war nun in der SSW 5+6 und wir hofften natürlich, dass wir schon mit einem Foto von unserem Baby, nach Hause gehen durften. Der Professor musste nicht lange suchen und machte uns die größte Überraschung unseres Lebens. “Herzlichen Glückwunsch, sie bekommen Zwillinge”. Wow, was hat er da gerade gesagt?? Zwillinge?? Zwei Babys?? Dieser Moment war bis dato der glücklichste in unserem Leben. Beide Eizellen hatten sich eingenistet. Wir konnten unser Glück kaum fassen. In mir flackerten zwei winzige Herzchen. Ja, es gab schon ein kleines Flackern. Sie lebten, …beide. 🙂

Ultraschall Zwillinge
Ultraschall Zwillinge SSW 5+6

 

Für den Professor war das keine Überraschung. Er kannte die Blutwerte und er wusste, dass ein HCG-Wert von 400 in der 4. SSW nur bedeuten kann, dass es zwei Babys sind. Oh Gott, zwei Babys, wir waren natürlich schon etwas überrumpelt, weil wir niemals damit gerechnet hätten, dass sich tatsächlich beide Embryos einnisten würden, aber ich fühlte mich beinahe gesegnet. Ich war einfach nur glücklich. 😀

Nach einem weiteren Termin bei unserem mittlerweile schon liebgewonnenen Professor, wurde ich mit gutem Gewissen an meine Frauenärztin überreicht. Ich ging persönlich bei ihr vorbei, um meinen ersten Termin zu vereinbaren und ihr von unserem Glück zu berichten. Sie nahm mich direkt herzlich in die Arme und freute sich riesig für uns und nahm mich gleich mit ins Untersuchungszimmer, um sich das Wunder selbst anzuschauen. 😀 Sie war ganz entzückt von unseren zwei Krümeln und musste zugeben, dass sie nicht daran geglaubt hatte, dass es überhaupt funktionieren würde. Es war einfach ein Wunder. <3

Ich hatte zwei Riesenbabys in meinem Bauch!

Die Zwillinge entwickelten sich prächtig. Sie waren sehr groß und wuchsen schnell. Wenn man nicht genau gewusst hätte, wann sie gezeugt wurden, hätte man den Termin korrigiert, weil sie immer zwei Wochen größer waren, als die Norm. Aber da wir den Tag ganz genau kannten, gab es am Entbindungstermin, den 11.8.2016, nichts zu rütteln.

Die beiden waren nicht gleich, was nicht schlimm war, sie waren ja schließlich zweieiig. Einer der beiden war immer ein klein wenig kleiner und versteckte sich etwas. Vielleicht war es ein Mädchen und deswegen kleiner und der andere vielleicht ein Junge?? 😀 Das war natürlich meine Traumvorstellung. Ein süßes Mädchen und ein frecher Junge. Hachja, bei dem Gedanken muss ich einfach nur Lächeln. 😀

Ultraschall Zwillinge
Ultraschall Zwillinge SSW 5+6

 

Die ersten drei Monate hatte ich mit extremer Müdigkeit und Übelkeit zu kämpfen. Ich musste mich allerdings nicht übergeben, ich musste einfach nur essen. Nur so ging die Übelkeit vorüber. Ich hatte Heißhunger auf saure Gurken, gelbes Sprudel und Wasser-Eis. 😉 Gott sei Dank war in der Zeit Weihnachten und Christian hatte drei Wochen Urlaub.  Der Arme musste alles machen. Einkaufen, putzen und kochen. Ich war wirklich zu nichts in der Lage. Meine beiden Babys raubten mir meine komplette Energie. Ich bekam auch schnell einen Bauch. Ob es am vielen Essen lag oder daran, dass ich zwei Riesen in mir züchtete, … wer weiß. 😉

ssw13
Mein Bauch in der 13. SSW

 

Wir beschlossen, dass wir die ersten drei Monate abwarten würden, bis wir der restlichen Welt erzählen, dass ich schwanger bin. Teilweise war das schwer für mich, da ich bei Shootings schon meinen Bauch einziehen und verstecken musste, aber ich versuchte, die Anzahl der eingeweihten Personen, so gering wie möglich zu halten. 😉

Pränatal-Diagnostik bei Zwillingen??

Meine Frauenärztin klärte mich darüber auf, welche Möglichkeiten es zur Pränatal Diagnostik gibt. Da es bei Zwillingen nicht möglich war, den Bluttest zu machen, bei dem man eine Trisomie feststellen kann, entschieden wir uns dazu, in der 13. SSW eine Nackenfaltenmessung zu machen. Der Grund dafür war ganz einfach der, dass das alle meine Freundinnen auch gemacht haben. Und ich erhoffte mir bei diesem Termin vielleicht ein besseres Bild unserer Babys. Wir machten uns vorher keine Gedanken darüber, was wir bei einem negativen Ergebnis tun würden. Irgendwie gingen wir ziemlich naiv an die ganze Sache ran, was sollte da schon passieren!? 🙂

Also machten wir mal wieder einen Termin in der Frauenklinik aus. Eigentlich dachte ich ja, dass ich das Gebäude nicht mehr betreten müsste, aber ich sollte dort einen neuen Wegbegleiter kennen lernen. Dr. Elsässer war der Arzt, der bei mir die Nackenfaltenmessung durchführte. An diesem Tag konnte Christian sich keinen Urlaub nehmen und ich hatte deswegen meine Mama im Gepäck. Sie war zum ersten Mal bei einem Ultraschall dabei und war auch schon ganz aufgeregt, weil sie unbedingt ihre Enkel sehen wollte. 🙂

Das Gerät war tatsächlich besser, als das von meiner Frauenärztin und man konnte meine zwei Babys gut erkennen. Er zeigte mir die Herzchen, die Organe und untersuchte alles genau. Ich war jetzt schon total verliebt in die Zwei. 🙂 Der Arzt schaute sich die Babys ganz lange und in einer angenehmen Ruhe an. Doch irgendwann wurde diese Ruhe zu einer erdrückenden Stille, bis der Arzt irgendwann meinen Arm ergriff und ihn beruhigend streichelte. Er sagte, “sie müssen jetzt stark sein”.

Ich spürte, wie mein Herz zerbrach…

In diesem Moment setzte in mir alles aus. Die Freude wich mir aus dem Gesicht und ich hörte nur noch in weiter Ferne, was der Arzt mir zu berichten hatte. Ich sagte nichts und ich glaube, ich reagierte nur sehr apathisch. Ich erinnere mich nicht mehr daran, wie wir ins Auto kamen. Trotzdem wollte ich selbst fahren, aber ich wollte nicht sprechen. Die Versuche meiner Mama, zu mir durchzudringen, scheiterten. Ich setzte sie vor ihrer Haustür ab und fuhr nach Hause. Ich rief Christian an, dass er sofort nach Hause kommen sollte und dann brach ich im Auto in Tränen aus.

Obwohl ich im Krankenhaus sehr abwesend war, wusste ich ganz genau, was der Arzt gesagt hatte und ich konnte es Christian genau erzählen. Nun wurde Dr. Google mal wieder zu unserem besten Freund. Wir wollten alles ganz genau wissen und suchten Tag und Nacht nach Erfahrungsberichten. Wir konnten kein Auge mehr zu machen.

Eines unserer Babys, das Kleinere, von dem wir dachten, es könnte ein Mädchen sein, hatte eine Omphalocele. Eine bitte was?? Ja, so hat wohl jeder darauf reagiert. Kein Mensch, den ich kannte, hatte je davon gehört. Aber eines stand fest. Unser Baby musste sofort nach der Geburt operiert werden. 🙁 Bei einer Omphalocele sind Bauchorgane, in unserem Fall der Darm, nicht in den Bauch gewachsen, sondern befinden sich außerhalb des Körpers, in der Nabelschnur.

Über Google fanden wir viele Berichte, was uns nicht wirklich weiterbrachte. Alle Szenarien waren möglich. Wir hatten die Chance auf zwei gesunde Babys, aber dass wir ein behindertes Baby bekommen würden oder am Ende vielleicht sogar nur ein Baby in den Armen halten würden, war genauso möglich. Mein Herz schmerzte. Und es war nicht nur die Omphalocele, die uns Sorgen machte. Eine Omphalocele hängt oft mit einer Trisomie 13 oder 18 zusammen. Ein Baby mit dieser Chromosomenstörung hat kaum eine Überlebenschance. Manche sterben noch während der Schwangerschaft, andere kurze Zeit nach der Geburt. 🙁

Will man es wissen oder lieber nicht??

Wir hatten gerade Februar und ich verkleidete mich gerade für einen Faschingsumzug, irgendwie musste das Leben ja weitergehen und Ablenkung tat ab und zu mal gut. Kurz vor Aufbruch leerte ich noch unseren Briefkasten und hielt einen Brief von der Klinik in den Händen. Ich war nicht sicher, ob ich ihn öffnen sollte, aber ich wollte es wissen. Vielleicht waren es ja sogar gute Neuigkeiten. 😀 Es war der Bericht und das Ergebnis unserer Nackenfaltenmessung. Die Risikoeinschätzung für eine Trisomie 13, 18 und 21 lag nun schwarz auf weiß vor mir und ich hätte am Liebsten laut geschrieen. Stattdessen klingelte es an der Tür, meine Schwiegermutter in spe war da, um mich abzuholen. Ich wischte die Tränen weg und ging los. Alles was an diesem Tag um mich herum passierte, fühlte sich ganz weit weg an. Als hätte ich Watte in den Ohren. Ich versuchte neutral zu wirken, fröhlich war nicht möglich. Nach dem Umzug verabschiedete ich mich schnell. Ich fuhr nach Hause und saß einsam im Auto. Christian ertränkte seinen Kummer an diesem Tag im Alkohol. Das wollte ich ihm nicht nehmen und hätte es ihm am Liebsten gleich getan. Also rief ich meine Schwester an. Sie war die einzige Person, die an diesem Tag zu Hause war. Sie hatte auch keine Lust auf Feiern, da sie selbst hochschwanger war. Ich weinte ihr ins Telefon und berichtete ihr von unserem Ergebnis.

Risiko Trisomie 21: 1:8000; Risiko Trisomie 13/18: 1:3 !!!!!!!!!!

Wir waren hilflos. Unsere Freude über unsere Schwangerschaft war nur noch bedingt vorhanden und wir wussten in keinerlei Hinsicht, wie es weiter gehen sollte. Nun standen weitere Termine bei Dr. Elsässer in der Frauenklinik an. Um genau festzustellen, wie es um unsere Babys steht und im schlimmsten Fall richtig reagieren zu können, wurde uns eine Amniozentese nahe gelegt. Ich wusste um das Risiko einer Fruchtwasseruntersuchung, aber ich sagte einfach zu allem Ja. Ich dachte mir, die Ärzte würden schon wissen, was zu tun ist. Für klare Gedanken waren wir beide kaum in der Lage.

Immer positiv bleiben!

In der 15. SSW hatten wir in der Klinik den Termin. Christian konnte mich an diesem Tag begleiten. Wir waren fröhlich, wir konnten unsere Babys sehen und wir hofften einfach, dass die Untersuchung gute Nachrichten mit sich bringen würde und dass unsere Babys außer der Omphalocele gesund sein würden. Mit der OP nach der Geburt hatte ich mich mittlerweile abgefunden und sagte, dass wir froh sein können, wenn das das einzige Problem sein würde. Ein Risiko von 1:3, hey, da gibt es definitiv Chancen auf einen guten Ausgang. 🙂

Zuerst wurde ein Ultraschall gemacht, um zu sehen, ob die Babys in guten Positionen liegen, um problemlos die Fruchtwasseruntersuchung durchführen zu können. Und es gab direkt gute News für uns. Man konnte schon das Geschlecht der Babys erkennen. 😀 Es waren zwei Jungs. <3  Wir waren total aufgeregt, denn wir hatten uns schon einen Namen ausgesucht, mit dem wir beide 100% zufrieden waren und konnten ihn jetzt definitiv fest legen. 😀

Nach dem Eingriff, der problemlos verlief, musste ich noch für eine halbe Stunde in einem Ruheraum liegen. Christian war bei mir  und wir überlegten fieberhaft, wie wir unseren zweiten Buben nennen wollten. Obwohl wir vorher keinerlei Ideen hatten, machte ich schnell einen Vorschlag, der für mich nicht passender sein konnte und Christian stimmte zu. Die beiden Namen für unsere Jungs standen fest!

Marley & Maxime

Maxime, unser krankes Baby, sollte wenigstens einen starken Namen bekommen. Bedeutung Maxime: Der Große und Starke. Was sollte da jetzt noch schief gehen?? 🙂

Nun begann das Warten auf das Ergebnis unserer Fruchtwasseruntersuchung!

ssw16
Mein Bauch in der 16. SSW

 

Fortsetzung folgt!

 

 



Eine Antwort zu “Unser Weg zum Wunschkind // #5 Marley & Maxime”

  1. Hallo Steffi

    Ich habe gestern gezielt nach Frauen wie dich gesucht, weil ich in einer ähnlichen Situation bin. Ganz frisch und noch total erschrocken….noch total ungläubig und verwirrt.

    Ich habe mich gestern die ganze Nacht durch dein Insta und deinen Blog gelesen.

    Tolle und beeindruckende Frau.

    Ich hoffe ich trete jetzt nicht in ein fettnäpfchen. Oder dir zu Nahe.

    Unter diesem Blogeintrag steht “Fortsetzung folgt” ich habe diese leider nicht gefunden.
    Kannst du mir sagen wo ich diese finde?
    Oder wurde dir das Thema zu persönlich.

    Danke erstmal das du meine Nachricht gelesen hast

    Beste Grüße

    Sabrina

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